„Ein starker Beckenboden pupst nicht!“ Das stimmt NICHT!
Als Flatus vaginalis bezeichnet man einen „Pups“ der durch die Vagina geräuschvoll entweicht. Dies wird auch als „Queefing“ bezeichnet.
Vielleicht ist dir auch schon einmal beim Liebesspiel oder während einer Yoga-Stunde ein Scheidenpups rausgerutscht. Damit bist du nicht allein! Die häufigsten Situationen, in denen ein Scheidenpups entweichet, sind beim Sport und beim Sex. Es ist den Frauen meistens peinlich und kann zu betretenem Schweigen führen. Doch es ist normal, dass beim Sex, Sport oder nach einer Geburt häufiger das sogenannte Queefing auftritt.
Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber es kann sein, dass das unangenehme Geräusch nur alle paar Wochen auftritt. Das kann an deinem Zyklus liegen.
Tendenziell sind jüngere Frauen häufiger betroffen als ältere Frauen.
Ich kläre darüber auf, was ein Scheidenpups ist, wann er auftritt und was du tun kannst.
Was passiert:
- Umgebungsluft wird in die Vagina gepumpt
- durch Unterdruck wird Luft in die Vagina eingesogen
- Vagina und der Beckenboden sind gerade sehr entspannt oder befinden sich in einer Dehnposition, dabei kann Luft in die Vagina eindringen
Die Luft befindet sich nun in der Scheide.
Durch Positionswechsel oder Lageveränderung verengt sich der Scheideneingang bzw. der Scheidenhohlraum wieder und der Bauchdruck oder Druck im Beckenboden steigt an. Dadurch wird die Luft förmlich wieder rausgepresst und es kommt zu diesem Geräusch.
Wichtig: dieser Pups ist geruchslos!
Begünstigende Faktoren:
- Lockerheit und Schwäche der Beckenbodenmuskulatur
- fehlende Stabilität im Beckenboden, z.B. nach einer Geburt
- übermäßige Spannung der Beckenbodenmuskulatur
Zyklus und Schwangerschaft:
Im Laufe des weiblichen Zyklus verändern sich deine Hormone. In der zweiten Zyklushälfte sinkt der Östrogenspiegel stetig ab. Dadurch werden Faszien, Bänder und der Beckenboden nicht mehr so gut durchblutet und werden weniger elastisch. In dieser Zeit kann es dann häufiger zu Scheidenwinden kommen. Frauen, die von einer leichten Blasenschwäche betroffen sind, bemerken in dieser Zykluszeit auch häufiger, dass es zu ungewolltem Urinverlust kommt.
Nach einer Schwangerschaft und der Geburt treten gleich zwei Phänomene auf, die Queefing begünstigen können:
- Deine Hormone spielen verrückt: Während der Schwangerschaft steigen bestimmte Hormone sehr stark an und fallen nach der Geburt abrupt ab.
- Die Vaginalöffnung wurde bei der Geburt stark gedehnt und befindet sich häufig in einer leicht geweiteten Öffnungsposition. Dadurch kann Luft leichter einströmen und es kommt schneller zu einem Scheidenpups.
Was hilft:
- Beckenbodentraining
- Beckenboden - Entspannung
- Medizinische Eingriffe wie „Raffungen der Vaginalwände“ können operativ oder mit einem Laser vorgenommen werden. Diese werden jedoch normalerweise nur durchgeführt, wenn ein schwerer Organvorfall vorliegt. Lass dich deswegen vorher ordentlich beraten!
- Pessar (Wenn du vor allem beim Sport den Scheidenpups vermeiden möchtest, können spezielle Pessare eine Option für dich sein. Ein Pessar kann ein kleiner Silikon-Würfel mit Vertiefungen and den Seiten sein. Ein Pessar bekommst du von deiner Gynäkologin oder Beckenboden-Physiotherapeutin.)
- Reden! Keine Scham; Schnapp dir also deine Freundin /deinen Freund, deine Partnerin/deinen Partner und sprich über das, was du erlebt hast. Wenn dir insbesondere Gespräche über Sexualität nicht leicht fallen, kann es hilfreich sein, mit einer Sexualtherapeutin zu sprechen.
Kann ein Scheidenpups schmerzhaft oder gefährlich sein?
Der Scheidenpups selbst ist selten schmerzhaft, aber wenn er unangenehm riecht, solltest du besser einen Arzt aufsuchen. Eine sogenannte Fistel kann die Ursache sein. Fisteln sind Verbindungen zwischen Räumen im Körper, die eigentlich nicht verbunden sein sollten.
Es gibt zum Beispiel Fisteln zwischen Vaginalkanal und Enddarm oder zwischen dem Vaginalkanal und der Blase. Solche Fisteln können sich aufgrund entzündlicher Darmerkrankungen oder in seltenen Fällen auch nach einer sehr schweren Geburt mit starken Gewebeverletzungen bilden.
Zum Abschluss möchte ich dir mit auf den Weg geben, dass ein Scheidenpups natürlich ist und es in den allermeisten Fällen keinen Grund zur Sorge gibt. Vergiss nicht, dass du nicht allein damit bist.